Erfahrungsbericht "Sonarworks Reference 3" - Software zur Lautsprecherkalibrierung
-
Ich habe am Wochenende die Lautsprecher-Kalibrierungssoftware "Reference 3" von Sonarworks ausprobiert und dachte mir ich schreibe mal kurz meine Erfahrungen auf.
Vorneweg möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass der allgemeine Konsens dahin geht eine Kalibrierungssoftware als Ergänzung zu anderen baulichen akustischen Maßnahmen zu sehen (also Basstraps, Diffusoren und Absorber) und nicht als alleiniges Allheilmittel.
Ich persönlich habe keinerlei Wissen über Akustik und Kalibrierung welches über das hinausgeht, was im Zuge des HOFA-College vermittelt wird.
Vorgehensweise: Als erstes habe ich festgestellt, dass man für die Kalibrierung wohl ein spezielles Meßmikrofon benötigt. Von der Firma Sonarworks gibt es das Mikrofon "XREF 20", welches problemlos bei Musikhäuser im Internet zum Preis von 49 Euro erworben werden kann. Mit dabei ist eine 21-tägige Testversion des Software und des Plugins.
Man muss nicht unbedingt dieses Mikrofon benutzen, aber ich verwende bei solchen Aktionen gern Hardware und Software aus einer Hand - damit vermeidet man meiner Ansicht nach zahlreiche Probleme.
Ich habe also das Mikrofon ausgepackt, wobei mir schnell negativ aufgefallen ist, dass keinerlei Mikrofonhalterung mit dabei ist. Man kann die Kalibrierung zwar theoretisch auch mit dem Mikro in der Hand durchführen, aber ich meine wenn ich meinen Raum vermesse dann schon richtig. Glücklicherweise hatte ich eine Halterung, die ganz gut gepasst hat, so dass der Montage auf einem Mikrofonständer nichts weiter entgegenstand.
Als nächstes lädt man die atuelle Version der Reference 3 Software von der Herstellerseite sowie eine passende Kalibrierungsdatei für das Mikrofon, für die man die Seriennummer des Mikrofons angeben muss.
Der Kalibrierungprozess umfasst im Prinzip zwei Schritte: Zuerst versucht das Programm durch akustische Signale den Abstand des Mikrofons zu den Boxen und den Abstand der Boxen zueinander zu ermitteln. Das hat bei mir fast auf den Zentimeter genau funktioniert, man sollte aber trotzdem einen Zollstock dabei haben, um sicherheitshalber nochmal nachmessen und gegebenenfalls korigieren zu können. Dann muss das Mikrofon an insgesamt 25 verschiedene Positione im Raum geschoben werden und per Sinus-Sweep wird jeweils gemessen.
Der gesamte Vorgang dauert ungefähr 15 Minuten und ist eigentlich ziemlich einfach.
Da ein Video mehr sagt als tausend Worte möchte ich an dieser Stelle auf dieses hervorragende Video von den "Pro Tools Experts" verweisen, welches den Vorgang zeigt:
Nach der Kalibrierung errechnet die Software dann eine Frequenzkurve, diese sah bei mir so aus:
Mein Eindruck starker Probleme im Bassbereich wurde voll bestätigt, ich habe die Messungen auch mal mit dem Cubase Tone Generator überprüft und habe den Eindruck, dass das eigentlich fast alles stimmt, z.B ist ein Sinuston bei 130 Hz viel lauter als einer bei 150 Hz.
Kommerzielle Release und HOFA Referenzmixe klingen mit Frequenzkorrektur im Bassbereich deutlich kräftiger ohne zu dröhnen und bei manchem EDM Track tauchten auf einmal Hi-Hats im oberen Frequenzbereich auf.
Es gibt übrigens zwei Möglichkeiten, die Frequenzkorrektur anzuwenden: Ersten kann die Software als Plugin in den Cubase Master Bus geladen werden, muss dann aber vor dem Mixdown deaktiviert werden.
Für die Korrektur von allen Sounds unter Windows (z.B. zum Musikhören über den Rechner, was man ja nicht über die DAW machen will) soll Ende des Jahres eine Standalone Version erscheinen. Es gibt aber aktuell einen funktionierenden Workaround, der hier beschrieben ist:
Der Preis für die Software und zwei Plugin-Lizenzen liegt bei 229 Euro, jedoch erkennt Sonarworks das HOFA-College als Bildungseinrichtung an, so dass ich mit Nachweis als HOFA Student einen Education Rabatt von 50% eingeräumt bekommen habe!
Fazit: Wer seinen Raum durch Akustikmodule bereits optimiert hat und immer noch nicht ganz zufrieden ist, dem kann ich die Trial-Version nur empfehlen - insbesonders das Trial-Bundle mit Mikrofon empfinde ich als sehr fair.
-
Hi Tobias, danke für die Mühe und den Bericht. Sehr interessant. Gibt es auch ein Wasserfalldiagramm, welches anzeit wie lange welche Frequenz zum Ausklingen benötigt?
Lg,
Carlos
-
Hi Tobias,
sehr informativer Bericht. Danke Dir!
Gruß Andreas
-
@Carlos: Soweit ich weiß, gibt es keine Möglichkeit Nachhallzeiten anzeigen zu lassen. Eine ausführliche Anleitung im PDF-Format gibt es im Moment leider auch noch nicht, laut Support ist diese in Arbeit.
Bei Thomann.de kann man übrigens den kompletten Test aus der Keys 2/2016 als PDF lesen, wenn man als Kunde eingeloggt ist. -
Hallo Tobias,
wie genau funktioniert die Authorisierung bei Sonarworks.
Ich habe hier das ARC2, welches mir beim Mischen viele Vorteile gebracht hat, wäre nicht abgeneigt Sonarworks einmal anzutesten und bei einer Verbesserung umzusteigen. Nervig sind nur bei manchen Firmen die Authorisierungsverfahren. IK-Multimedia ist zwar auch verbesserungswürdig aber hier kann ich bei Hardwaretausch wenigstens 10 mal freischalten bevor den Support kontaktieren muss.
Gruß Marco
-
Hi Marco,
die Software wird mit einem Lizenzschlüssel freigeschaltet, den Du per eMail bekommst.
Aktuell läuft kurzfristig wieder eine Promo, auf jeden Fall bekommst Du jedoch als Hofa College Teilnehmer den edu Rabatt.
Ich persönlich finde den Messvorgang wesentlich besser als bei ARC, zusätzlich hat das Plugin gleich auch noch ne
gemittelte Anpassung für gängige Kopfhörer parat. Weshalb das Plugin jedoch so ausgiebig CPU Zeit nuckelt, ist mir schleierhaft...
-
@Marsi27
Wie KaPe bereits geschrieben hat gibt es die Möglichkeit seine Seriennummer einzugeben und dann die Software übers Internet zu aktivieren. Weiterhin besteht die Möglichkeit einer Offline-Aktivierung falls der Studiorechner keinen Internetzugang hat.
Wie es mit einfacher Neuinstallation nach Veränderungen am System aussieht weiß ich nicht genau, auf der Webseite steht:"Your activation key is linked to your hardware/operating system configuration. If you change your hard drive or reinstall your OS, you will need to contact our support team to refresh your activation key, as the old one will not work anymore.
This also applies for major operating system upgrades (for example, Windows 8 to Windows 10, OS X 10.10 to 10.11)
We are working on a more streamlined licensing system, but this is the way it works for the time being."
Ich muss gestehen, dass das für mich kein wichtiges Kriterium ist, da ich - frei nach dem Motto " Never change a running system" - nur alle paar Jahre größere Veränderungen an meinem Audiorechner vornehme. -
inwiefern findest du den Messvorgang besser als bei ARC2 ?
Es müssen doch genauso mehrere Messungen an definierten Messpunkten gemacht werden.
Oder wo liegt da der Unterschied ?
ja System bleibt größtenteils über die Jahre schon gleich, ist aber schon nervig wenn man selbst bei einem Einbau einer größeren Festplatte sofort wieder aktivieren muss.
Obwohl ein Dongle sicher auch Nachteile hat (sehr vorbildlich ist hier allerdings die Lösung von HOFA mit 2 Lizenzen auf 2 verschiedenen USB-Sticks), ist es wesentlich komfortabler und zukunftssicherer die Lizenz unabhängig von der Hardware im Zugriff zu haben.
-
benötigt man für die 24 Messungen eine WebCam wie im Video oder geht das auch ohne ?
-
Hallo die letzten 2 Fragen sind beantwortet Ich habe mir am letzten Wochenende die Trial-Version heruntergeladen und getestet.
Der Messvorgang ohne präzises Ausmessen der Mikrofonmesspunkte funktioniert mit der Sonarworks Messmethode unglaublich gut.
Akustisch ist der Unterschied des Korrekturergebnisses zwischen ARC2 und Reference 3 in fast allen Fällen der getesteten Songs im Blindtest zu hören.
Die bei mir akustisch problematischen 130Hz erkennen beide Tools gleich gut.
Doch beim Reference wirkt der Bassbereich ein wenig aufgeräumter, präziser und im Lowend-Bereich etwas besser vertreten.
Hier mal meine Messkurve und die korrigierten Ausgangssignale im Vergleich:
Von Sonarworks habe ich noch folgende wichtige Informationen:
-Demnächst erscheint Reference Version 4, genauer Zeitpunkt noch nicht bekanntgegeben.
-Das Update wird kostenpflichtig sein und es wird wahrscheinlich eine Grace Period geben.
-Die Standaloneversion soll, wie bereits erwähnt, zum Jahresende erscheinen, genaue Features noch unklar.
-Ob diese für Reference User kostenlos sein wird oder als vergünstigtes Upgrade/Bundle angeboten wird ist bei Sonarworks noch nicht klar.
-
Hi Marsi,
entschuldige bitte, ich hatte Deine Nachfrage vor einiger Zeit nicht gesehen.
Du hast mit der Demo-Version ja schon antesten können, wie die Messung in Reference funktioniert. Da die Messpunkte und Micro-Ausrichtung eigentlich recht gut auf dem Screen dargestellt werden, kann man die einzelnen Punkte bequem und recht genau ansteuern.
Das ist bei ARC2 überhaupt nicht so realisiert und man fragt sich in welchem Maßstab die Skizzen mit den Messpunkten im Handbuch skaliert sind... im Web habe ich mal ein Video dazu gesehen, in dem jemand die über 15 Messpunkte auf ein Din A4 Blättchen vorgezeichnet hatte :-O
Ich nutze Reference nun schon eine gute zeitlang und finde, dass damit bei mir insbesondere die Arbeit mit dem Kopfhörer wesentlich bessere Ergebnisse liefert; die Mixe funktionieren deutlich gleichmäßiger auf diversen Wiedergabe-Devices.
Beste Grüße,
Klaus
-
Man kann diese Kalibrierung auch mit EQs selber machen. Im Online Campus gibt es auch eine Anleitung dazu.
Ich habe das über die MIOConsole von meinem Metric Halo gemacht, damit belastet diese Korrektur nicht meine CPU. Das auch noch für lau. ;)