Pegelanpassung: Input Gain versus Automation
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Liebe Tongemeinde und SoundKomilitonen!
Ich bearbeite gerade BASIX LE5, dabei geht es unter anderem ja um die Pegelbearbeitung einiger Spuren durch Automation. Im Übungsmix hört man besonders auf der Vokalspur starke Pegelunterschiede je nach Songteil. Der grosse Vorteil der Automation besteht ja darin, dass man Teile der Spur dynamisieren kann, der Nachteil aber ist ja der, dass eine einmal automatisierte Spur in ihrem Pegel nicht mehr durch den Fader bearbeitet werden kann.
Wenn ich Spuren allerdings nur in Teilen im Pegel anpassen will - wie kürzlich geschehen in einem Song den ich gerade gemischt habe - wäre es dann nicht sinnvoller innerhalb der entsprechenden Teile nur mit Gain Input zu arbeiten? D.h. ich zerschneide die Spur an den jeweiligen Stellen und passe, je nach Wunsch, die Lautstärke an den jeweiligen Stellen an. Dadurch lässt sich die jeweilige Spur hinterher immer noch am Fader im Mix bearbeiten. Das ist aber nicht das Problem, ich finde es einfach 'eleganter' den Pegel auf diese Weise anzupassen, bzw. nur mit Automation zu arbeiten wenn ich wirklich eine Stelle dynamisch haben will. Denke ich richtig, oder habe ich irgendetwas übersehen? Was ist Eure Meinung zur Pegelanpassung durch Input Gain versus Automation?
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Hallo Jan,
das ist durchaus eine Möglichkeit. Es ist auch eine Frage der Übersicht. Wenn du viele Stellen in einer Sequenz hast die angepasst werden müssen ist es schnell unübersichtlich, wenn man dann zb 11 Schnipsel hat. Ich persönlich denke das beide Möglichkeiten durchaus ihre Berechtigung haben und man nur Vor- und Nachteile (bzw Aufwand/Nutzen) abwägen muss. Wenn es für dich die elegantere Variante ist, dann nimm sie ;)Beste Grüße
Chris
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Das Problem mit dem nicht mehr funktionierenden Fader bei Automation hatte ich am Anfang auch, es gibt aber eine (wie ich finde) ziemlich elegante Lösung:
Wenn Du auf einer mit der Automation bearbeiteten Spur komfortabel die Gesamtlautstärke verändern willst (und Du möchtest nicht alle Automationspunkte markieren und verschieben) lade Dir einfach das kostenlose HOFA 4U Meter Plugin herunter:
https://hofa-plugins.de/plugins/4u/
Ich stecke das gerne in den letzten Insert einer Spur, und wenn ich merke, dass z.B. meine automatisierte Vocal Spur insgesamt einen Tick zu leise ist, kann ich einfach über den Plugin-Fader die Gesamt-Lautstärke z.B. um 0.5 dB erhören ohne die Automation anpassen zu müssen.
Ansonsten ist Deine Idee mit dem Zerschneiden übrigens auch nicht ganz falsch: Es gibt viele Mischungen, wo es sich z.B. lohnt einzelne Elemente in Strophe und Refrain zu unterteilen und dann auf verschiedenen Spuren auch unterschiedlich zu bearbeiten. Eine Spur aber komplett in unzählige kleine Teile für den Gain zu zerschneiden anstatt die Automation zu nutzen wäre mir persönlich zu umständlich -
Hi,
du kannst deine Spur auf eine Gruppenspur routen und damit die Gesamtlautstärke anpassen, wenn die den Fader im Mix haben möchtest.
Wenn du die Automationsspur komplett markierst kannst du diese auch generell lauter/leiser machen. Zumindest geht das bei Cubase.
Gruß Andreas
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Liebe Kollegen, danke für die Inputs! Also, wie ich lese, ist meine Arbeitsweise (Gainanpassung) nicht unüblich. Aber wie ich sehe, lässt sich auch mit Automation was bewerkstelligen, submixe, plugin U Meter. Egal, ich habe die Unart, so wenig wie möglich die Submixe zu manipulieren, erst gaaaanz am Schluss, wenn nötig! Was mir am Gaininput gefällt, ist, dass ich mehrere Spuren, schön übersichtlich an der gleichen Stelle (oder zumindest sehr ähnlichen Stellen) schneiden kann, und dann jeweils übereinander einen neuen Inputgain definieren kann... ich find' das übersichtlich und leichter als Automation zu zeichnen. Okay, vielleicht klappt's nicht immer so... manchmal will man ja dynamische Faderläufe, vielleicht kann manchmal auch eine Anpassung im Gaininput zu drastisch 'rüberkommen... aber bei meinem letzten Mix (für 'n Kirchensong) hat's gut geklappt.
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Hi, das Problem mit der Automation kenne ich auch zu gut, ich habe dafür eine mir ganz taugliche Lösung gefunden. Ich nehme z.B. die Vocalspur, auf dieser mache ich z.B. Pegelanpassungen per Automation. Dann Route ich die Spur auf eine neue Spur oder Bus und hab dann einen neuen freien Fader zur Verfügung. Also z.B. Vocals Originalspur mit Pegelanpassung --> Vocals Zwischenspur, evtl. mit Effektautomation oder ähnlichem --> Gruppenspur.
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das ist eine sehr schöne Idee, das werde ich mir direkt mal annehmen. klingt für mich auf jedenfall am elegantesten :-)
theoretisch funktioniert dein Vorhaben doch auch wenn ich einen Limiter bzw Kompressor einsetze und den Threshold auf 0 stelle sodass er nicht arbeitet, dann aber den Outputregler anhebe oder?
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@Chris:
Ja, im Prinzip ist das korrekt, wobei es manche Plugins gibt (vor allem Emulationen analoger Vintage-Hardware), die den Klang schon alleine dadurch beeinflussen können, dass man den Sound nur hindurchroutet.
Auch der Übersichtlichkeit halber nutze ich eben gerne ein eigenes Plugin für die Lautstärke, wobei ich klar sagen muss, dass die hier angesprochene Lösung von Andreas und Markus mit einer zusätzlichen Spur natürlich genauso gut funktioniert.
Es ist letzendlich eine Frage des persönlichen Workflows, ob man lieber eine zusätzliche Spur oder ein zusätzliches Plugin im Projekt haben möchte.
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Hi,
Wenn die Aufnahme tatsächlich zu dynamisch ist, nutze ich ebenfalls den PreFader um zunächst eine allgemeine Annäherung zu erzielen. Man sollte, wenn überhaupt notwendig, den Pre Vol-Fader so früh wie möglich bearbeiten und danach die Finger davon lassen!. Weiter unten kommt die Erklärung
Zudem sollte man bei schneiden die FadeIn und Outs nicht vergessen.
vorher:Nachher: (etwas übertrieben )
So etwas mit irgendwelchen PlugIns ist sicherlich nicht zu erreichen und würde eines der beiden Signal klanglich zerstören.
Dabei ist es sehr wichtig zu Wissen, dass dieser Pre Vol-Fader vor den Inserts und Channelstrip sitzt!
Das ist im Gegensatz zur Vol-Automation nicht der Fall. Der Vol-Regler und damit die Volumen-Automation sind Post-Fader.--> Dadurch können gewollt/ungewollt ganz andere Klangergebnisse erzielt werden!
Ihr könnt das ziemlich einfach testen:
• Zieht den Pre-Fader komplett runter, die Effekte in den Insert-Slots werden nicht mehr arbeiten
• Zieht ihr den Fader manuell oder per Automation runter, erhalten die Plugin weiterhin das Signal
Das heißt, hat man bereits eine Effektkette auf der Spur und verändert man danach den Pre Vol-Fader hat man dadurch ein komplett anderes Effekt-Verhalten!
Angenommen ihr habt einen Kompressor auf der Spur und erhöht den Pre Vol-regler um 3-4 db, dann wird der Kompressor vermutlich an die Decke springen und das Signal verzerren. -
In Cubase gibt es zudem den Pre-Gain. Ist als Vorverstärker gedacht. Diesen findet man in den Kanaleinstellungen. Wie der Name es schon sagt, ist auch dieser vor den Inserts! Den findet man auch im Mixer, wenn man sich das Pre-Rack anzeigen lässt.
Nur so nebenbei, LowCut, HighCut, Phase / und wie gerade erwähnt der Pre-Gain in Cubase liegen vor den Inserts! Nicht nach den Inserts, wie man es auf dem ersten Blick vermutet.
Der Pre-Gain ist auch im Mixer ersichtlich, wenn ihr das Rack "Pre" aktiviert.
Ein weiterer Vol-Fader als Insert ist eine gute Lösung sowie das Routen auf eine weitere Spur/Gruppenspur. Ich nutze beide Varianten, je nachdem wie es benötigt wird.
Falls ein Vol-Fader insertiert wird, muss man darauf achten, ob dieser als Pre- oder Post eingefügt wird. Hat man Pre-Sends im Effektweg sollte der Vol-Fader als Post-Insert eingefügt werden. Denn der Vol-Fader als Pre-Insert, manipuliert natürlich den Effektweg.Vol-Fader als Insert
kein Signal am EQ und Sends!
Vol-Regler als Post-Insert
Signal ersichtlich und hörbar auf dem Send
Hoffentlich war das jetzt nicht zu verwirrend Am Ende soll doch nur gute Mugge raus kommen.Ich musste zwei Posts posten, weil ich das Limit erreichte...
Gruß Andreas