Julia von No Heaven Between Us
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Hi Leute,
dies ist mein erster Mix den ich für eine andere Band machen durfte. Ich fummel schon eine ganze Weile weil ich hier wirklich nicht schlampen will.
Bislang ist die Band schon recht zufrieden, aber ich denke da geht definitiv noch mehr. Vielleicht hat von euch noch jemand einen guten Rat wo man noch anpacken könnte.
Danke euch schon mal im Voraus :-)
Beste Grüße Chris
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Hi Chris,
Welche Drumspuren hast Du denn als Einzelspuren für den Mix zur Verfügung? Das Drumset klingt programmiert, ist das korrekt? -
Hi Tobias,
ja das ist korrekt. Die Band hatten die Drums über EZ Drummer oder ähnliches alles auf eine Spur programmiert u mir so mit geschickt.
Ich habe dann passende Samples gesucht und diese jeweils auf separaten Spuren gelayert. (Kick, Snare, HiHat, Ride und Crash)
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Ok, ich hab's mir mal auf meinen Boxen angehört und Folgendes mir aufgefallen ist (wie immer alles ohne Gewähr):
1)
Das größte Problem sind meines Erachtens die Drums, die klingen an manchen Stellen einfach fake, z.B.:
- bei 1:10 wird viermal hintereinander das Becken angeschlagen und es klingt jedes Mal komplett gleich, was in der Realität nie vorkommen würde
- bei 0:28 und 1:30 hört es sich so an, als würde beim schnellen Anschlagen das Beckensample abgeschnitten
- diese Probleme könnte man vermutlich abmildern, in dem man unterschiedliche Samples triggert und die Velocity-Werte der Anschläge stets etwas abwandelt, damit nicht alle Anschläge gleich klingen
- Ich bin zwar kein Experte was den Metal Drumsound betrifft, aber die gewählten Drumsounds hören sich doch etwas untypisch für den Musikstil an. Vergleiche das z.B. mal mit der EZdrummer Expansion "Metal!" (für Audio-Demos nach unten scrollen).
http://www.toontrack.com/product/metal-ezx/
Dazu muss man aber auch klar sagen, dass das Reparieren schlecht programmierter Drums eigentlich nicht unter die Aufgaben des Mixing-Engineers fällt. Falls das also eine kommerzielle Arbeit ist und Du explizit nur fürs Mischen engagiert wurdest, würde ich entweder exportierte Audio-Einzelspuren des verwendeten Plugins von der Band anfordern und diese verwenden, oder es halt so lassen wenn kein Aufpreis bewilligt wird.
2)
Die Rhythmusgitarren könnten teils noch deutlicher nach vorne gemischt werden - gerade die tiefen Achtel sollten immer gut hörbar im Vordergrund stehen. Evtl bessert sich das schon, wenn Du die Melodiegitarre im Chorus etwas leiser machst (siehe 3))
3)
Die Solo-Gitarre, die immer mal die Melodie als Motiv spielt, geht lautstärketechnisch zwar in Ordnung wenn sie alleine spielt. Wenn sie zusammen mit der Stimme auftritt würde ich sie etwas leiser Mischen, denn sie soll die Stimme ja vermutlich unterstützen.
Generell finde ich das Motiv auch nicht so superspannend, da es doch relativ oft vorkommt. Evtl. kann man die Gitarre an den Solo-Stellen mit einem der gängigen Modulationseffekten etwas spannender gestalten. Das ist aber eher eine geschmackliche Frage und ich bin kein Gitarrist, also vertrau Deinem Bauchgefühl (und dem Feedback der Band ). -
Vielen Dank für dein Feedback :-)
Anfänglich wollte ich die Drums auch so lassen, aber da ja auch mein Name darunter stehen wird dachte ich dass sich das evtl negativ nach Außen auswirken könnte.
Niemand interessiert sich ja dafür ob die Band suboptimlaes Audiomaterial hatte, sondern eher für den "Fachmann" der etwas daraus macht, oder mach ich mir zu viel Gedanken in die falsche Richtung? Leider meinte die Band zu mir dass sie mir die Spuren nicht einzeln schicken könnten.
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Wieviel Arbeit Du da hineinstecken willst musst Du natürlich selbst entscheiden. Wenn Du denkst diese Band empfiehlt Dich dementsprechend weiter, kann sich das lohnen. Aber das ist natürlich wie gesagt eine persönliche Entscheidung und zu diesem Thema gibt es eine ganze Bandbreite von Meinungen, von daher will ich mich da nicht einmischen.
Zum Thema „Fachmann“: Auch wenn diese Aufgaben heutzutage oftmals in Personalunion ausgeführt werden und sich manchmal überschneiden gibt es eigentlich die Jobs des Produzenten, dann das Recording, das Mischen und das Mastering.
Wenn Du explizit nur fürs Mischen gebucht wirst solltest Du in der Regel die Dateien in der Form erhalten, wie Du sie in den monatlichen Praxismischungen von HOFA vorfindest.
Alleinige MIDI-Dateien machen eigentlich nur dann Sinn, wenn Du genau dasselbe Software-Plugin wie die Band hast, damit der gewünschte Sound auch 1:1 umgesetzt werden kann (außer natürlich die Band hat explizit einen anderen gewünschten Sound für die MIDI-Spur mit Dir vereinbart).
Ansonsten gibt es noch das Sample-Triggering mit dementsprechenden Plugins um den Drumsound zu beeinflussen, aber da hat man in der Regel auch aufgenommene Drum-Spuren als Ausgangsmaterial.
Falls es Dich interessiert, kannst Du Dir hier mal als Beispiel die Regeln der Abbey Roads Studios für die Übermittlung von Projekten fürs Mixing durchlesen:
http://www.abbeyroadonlinemixing.com/products.aspx
Aber zurück zu Deinem Projekt: Was für einen Drum-Sampler hast Du denn zur Verfügung? Im Prinzip ließe sich das Ganze doch mit wenig Zeitaufwand verbessern:a) Passendere Samples für Snare und Bass-Drum auswählen
b) Die Anschlagstärke der Becken an den kritischen Stellen jeweils von Hand etwas abändern und schauen, ob so unterschiedliche Samples getriggert werden (hängt vom Drum-Sampler ab).