Hallo Diego,
hier ist Kevin von HOFA-Akustik. Grundlegend vorab: Gute Entscheidung, die Aufnahmen dort durchzuführen! Dort ist es definitiv möglich das Drumset klanglich aufleben zu lassen! Wie so oft aber bei relativ unspezifischen Fragen gilt leider: Es kommt drauf an.
Man muss vorher einiges definieren und einen Plan machen:
"Bandrecording"
Jazz, Drum'n'Bass, Pop, Metal etc. ?
"Drumaufnahmen"
Was ist das klangliche Ziel der Aufnahme? Aerosmith, The Police, Slipknot, Rihanna, Coldplay, Prodigy, etc.
Was ist der Stil der Songs? Wuchtige Rockmusik, sanfte Begleitung von "Unplugged" Songs, Hip Hop, etc.
Was passiert im Frequenzspektrum des geplanten Mixes noch so alles? Extremfälle: 8 Spuren Heavy Guitars oder seidige Pianobegleitung.
Was ist der Geschmack des Künstler bzw. der Band? Direkt und trocken oder 3 Close-Mics und der Rest wird fetter Raum?
Das muss man alles auch nicht bis ins kleinste vorher planen, aber ein grobes Gesamtbild der Musik muss vorher schon klar sein, sonst besteht die Gefahr, dass man im typischen "Fix it in the mix" Szenario endet.
Vorhänge:
Wichtig zu wissen: Mittelschwere und leichte Vorhänge dämpfen nur Mitten und Höhen. Die Vorhänge sollten also gezielt eingesetzt werden und ein sehr genaues Monitoring durch den Recording Engineer ist ratsam, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Für eine warme Ballade kann es ratsam sein, die Vorhänge komplett zu schließen, für spritzige Pop-Musik reicht evtl. die Hälfte der Fläche. Aber egal wieviel Vorhang man benutzt, Snarebauch, Toms und Bassdrum werden vermutlich sehr lange Nachhall- und Abklingzeiten verursachen! Basstraps in den Ecken und vor Wandflächen aufgestellt werden da bei Bedarf sehr gut helfen. Es kommt aber auch auf die Bauweise des Raumes an. Wenn die Holzverkleidung der Wände leicht schwingend gestaltet ist und Dämmung dahinter hat, dann wird damit auch einiges an tieffrequenter Energie absorbiert und die Abklingzeiten sind evtl. kein so großes Problem.
Aufstellung des Drumsets im Raum
Sehr empfehlenswert ist ein Test mit einer Floortom im Raum. Am Rand packen durch den Raum laufen und dabei draufschlagen. Man spürt sofort, wo der Klang "dünn" und leblos ist und wo er ausbalanciert mit Wucht ist. Meist sind die guten Aufstellorte in Richtung von Ecken, da dort die tiefen Frequenzen etwas fokussiert werden und der Klang der Kessel "Kraft" hat. Üblicherweise würde ich mit Blickrichtung des Drummers in Richtung offenem Raum starten, aber klanglich dürfte das eher geringen Einfluss haben, da man als Drummer ja auch nicht so viel in Richtung Rückwand absorbiert. Ausnahme ist evtl. die Bassdrum, die man auch mal 2, 3 Meter entfernt mit zusätzlichem Mikro aufnehmen möchte. Wenn das Mikro dafür genau in der Ecke stehen müsste, würde es wahrscheinlich eine gewaltige Menge "Mulm" einfangen, statt eines klaren Basssignals.
LEDE-Prinzip
Das Prinzip wird hauptsächlich in kleinen und mittleren Räumen genutzt, um die Antwort des Raumes zeitlich klarer vom Direktsignal zu trennen. In kleinen Räumen starten destruktive Reflexionen häufig schon nach wenigen Millisekunden, wo hingegen in großen Räumen weit über 10 Millisekunden nach dem Direktsignal erst eine nennenswerte Raumantwort am Hörplatz oder am Mikro eintrifft und daher weniger destuktiv mit dem Direktsignal gemischt wahrgenommen oder aufgenommen wird. Ein gezieltes LEDE-Prinzip ist daher in deiner Situationen eher uninteressant, aber das hängt ganz von individueller Erfahrung und Geschmack des Künstler oder Studio-Engineers ab. Bei Aufstellung des Drumsets in der Ecke kann es aber durchaus ratsam sein, die beiden hinteren sehr nahen Raumflächen absorbierend oder streuend zu gestalten. Vor dem Drumset Absorption aufzubauen ist Geschmackssache oder hängt vom Raumklang ab und kann beim Soundcheck zu den Songs individuell entschieden werden.
Ich hoffe, ich konnte helfen.
Wenn du noch mehr Fragen hast, einfach durchklingeln.
Viele Grüße und viel Erfolg
Kevin
https://hofa-akustik.de/
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