Kompression ausrechnen!?
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Liebe Tongemeinde!
Mir ist klar, dass man in erster Linie ja auf sein Gehör achten sollte, trotzdem, wenn man Kompression anwenden will (oder muss), wäre es doch gut als erstes den dynamischen Bereich des zu komprimierenden Materials zu kennen, und eine leichte Rechnung anzustellen um theoretisch auszurechnen was man zu komprimieren hat und wie weit man das Material anpassen kann oder soll, richtig?
Erst meine Rechnung, dann das Problem:
Sagen wir, wir haben eine Spur vorliegen, die einen dynamischen Bereich von -4 dB bis – 24 dB aufweist, also eine dynamische Breite von insgesamt 20 dB, und wir wollen, dass diese Spur nicht über -6 dB ausschlägt.
Jetzt definieren wir den Threshold bei – sagen wir – (-12 dB), und eine Kompression von 4:1.
Kommen wir also auf einen komprimierten Bereich von (-4dB) – (-12dB) / 4 = 2 dB; sowie auf einen neuen maximalen Peak von (-12 dB) + (-2 dB) = -10 dB; und einen neuen dynamischen Bereich von (-24) + (-10 db) = 14 dB, sowie auf ein Headroom Zugewinn von 6 dB, den man jetzt mit 2 dB Makeup anheben könnte... ist das soweit richtig?
Soweit zum Theoretischen, aber das Problem ist: wie kann man denn den minimalen Peak des zu komprimierenden Materials ermitteln, wenn man Stille ausser Acht lassen muss? Ein Loudness-Messer hilft mir nur beschränkt weiter, denn ich will – noch nicht – die Lautheit messen, sondern ‘nur’ die Spur in Kompression anpassen, und so schnell kann ich nicht kucken um zu sehen wie hoch (tief) der minimale Peak bei den LEDs des eingehenden Audiomaterials ist...
Wie ‘berechnet’ Ihr die nötige Kompression??
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Hallo jan.sabarth
so wie du bin ich da noch nie ran gegangen. Es ist aber sehr interessant zu sehen was für Wege es gibt :-)
Deine Rechnung stimmt nicht ganz denn: (-12) + (-2)= -14 dB neuer Peak und dann sind (-24)-(-14)= -10 dB. Das wäre der neue Dynamikumfang und damit ist der neue Headroom auch -10 dB (Abstand von -14 zu -4 dB)...
Ich hoffe ich bin jetzt nicht auch durcheinander gekommen (wenn ja bitte berichtigen)
Die Frage die sich mir stellt, warum möchtest du ausgerechnet nicht über -6 dB kommen?
Die Frage nach dem minimalen Peak kann ich nicht ganz folgen. Der minimalste Peak wäre 0. Wenn man Stille außer acht lässt dann ist es der nächst größere Wert, oder bin ich da falsch?
Was meinst du mit Spur in Kompression anpassen? dafür brauchst du den minimalsten Wert eigentlich nicht... Theoretisch benötigst du nur die Peaks, denn die leisesten Anteile werden durch den Make Up angehoben, die Peaks etwas reduziert u dadurch wird Dynamik eingegrenzt...
Gruß Chris
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Hallo Chris,
der Wert - 6 dB sollte ein reines Beispiel sein!! Alle Werte aus dieser Rechnung sind reine Beispiele, nur um der Rechnungsvorganz zu ilustrieren!! Ich habe dazu auch ein kleines Excel Template geschrieben, wo man nur die gewünschten Werte eingibt und Excel dann die Werte auspuckt. Aber das iTemplate ist Nebensache.
Ich muss aber den gesamten Dynamikumfang ermitteln, und dazu brauch ich den lautesten Peak, und den leisesten Peak, weil es ja genau dieser Dynamikumfang ist, den es zu komprimieren gilt. Und ja, Stille, oder eigentlich Noisefloor wenn man es genau nehmen will, gehört ja nicht in den Dynamikumfang, deshalb muss ich wissen, wie ich den leisesten (!) dynamischen Peak ermitteln kann, der zum eigentlichen Dynamikumfang dazugehört - also genau wie Du sagtest: der nächst grössere Wert! Sagen wir einfach so: in der Wellenform die wir überall sehen: Cubase, Waves etc... der kleinste Ausschlag! Deinen letzten Satz "Theoretisch benötigst du nur die Peaks, denn die leisesten Anteile werden durch den Make Up angehoben, die Peaks etwas reduziert u dadurch wird Dynamik eingegrenzt..." ... genau DAS ist es ja was man ausrechnen kann, wenn man den kleinsten Peak ermitteln kann!
Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Rechnung nur eine Richtlinie sein kann, dass diese Rechnung nicht die eigentliche Kompression bestimmt, die eigentliche Kompression wird natürlich mit dem Gehör gemacht... wenn ich aber keinerlei Richtlinie habe, dann ist die anzuwendende Kompression - für mich - reine Spekulation.
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Von mir mal an dieser Stelle nur der Hinweis, dass meines Wissens der Dynamikumfang (crest factor) im Audiobereich als Differenz zwischen dem Maximalpegel (Peak) und Durchschnittspegel (RMS) definiert ist. Manche Meter-Plugins geben diesen direkt aus, andere wie der TT-Dynamic-Meter modifizieren das Ganze ein wenig (DR=Differenz zwischen Peak und Top 20 des durchschnittlichen RMS).
Ich sehe auch nicht so ganz, wie Du einen minimalen Peak überhaupt definieren kannst. Wenn man einen Ton ausklingen lässt, fällt der Pegel ja immer weiter ab (bei meinem Cubase Mixer Richtung -unendlich). Wenn man in so einem Fall richtig tief in die Wellenform hereinzoomt, siehst man ja auch, dass deren Amplitude immer weiter abnimmt. Was man noch als Peak im Editor wahrnimmt hängt eben vom Zoom-Faktor der DAW ab. -
Dass das ein Bsp war verstehe ich schon, aber es macht wenig Sinn. Ich höre die Gitarre ist bspw an einigen Stellen zu weit vorn u dann wieder im Hintergrung, also Kompressor. Dann schaue ich in die Wellenform und sehen Peak bei -4 dB, Threshold also irgendwo drunter ansetzen. Und alles was ich da ausrechne (ab u zu) ist die Releasezeit. Und das ist auch keine Spekulation, weil ich der Meinung bin man sollte da nichts ausrechnen. Das Audiomaterial erfordert immer andere Situationen u Einstellungen. Von daher ist es weniger Spekulation als ein Gefühl dafür zu entwickeln. Was bringt es dir zu wissen dass der Dynamikumfang -10 dB beträgt?
Gruß Chris
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Ich hoffe das kommt jetzt nicht doof rüber, denn interessant ist das Thema ja, aber bzgl. der Praxis Frage ich mich, was es für einen Vorteil bringt den Umweg über eine Rechnung zu gehen? Danach wird man es ohnehin nach Gehör korrigieren müssen. Ich habe auch noch nie gehört oder gesehen das es beim Mixen zum Einsatz kommt. Vielleicht haben die HOFA Tutoren irgendwelche Erfahrungen damit?
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Hi,
also zB. In Cubase 7 gibt es doch die Analyse Funktion für Audiomaterial. Da wird der Dynamikumfang, True Peak für links und rechts etc. Angezeigt.
Gruß
Goran