Mundgeräusche bei Vocalaufnahmen vermeiden?
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Ich werfe hier mal eine Frage in die Runde und zwar würde mich interessieren, wie man am besten Mundgeräusch bei Vocalaufnahmen vermeidet?
Wenn ich meine Aufnahmen mit denen aus den HOFA Mixen vergleiche, fällt mir auf, dass man bei meinen Aufnahmen (trotz Popkiller) doch noch hin und wieder recht deutlich Schmatzer/Lippengeräusche/Klickgeräusche wahrnimmt.
Klar, manche Sachen kann man rausschneiden, aber in der Mitte eines Wortes wird es schon kompliziert. Im Internet kursiert dazu eine erstaunliche Anzahl von kreativen und fragwürdigen Vorschlägen ("vor der Aufnahme in eine Zitrone beißen ") aber das Einzige, was ich bis jetzt herausgefunden habe ist, dass stilles Wasser gegen einen trockenen Mund hilft und so Klickgeräusche minimieren kann...
Hat vielleicht noch jemand andere Ratschläge? -
Hallo @Tobias
in der Tat ist immer sehr abhängig vom Menschen, der vor dem Mikrofon steht. Es gibt Menschen, bei denen es stärker vorkommt und welche, bei denen es kaum auffällt. Auch ist es wahr, dass ein trockener Mund diese Geräusche begünstigt. Ein Schluck Wasser ist nicht verkehrt
Der Popkiller ist in erster Linie da, um die Luft, die der Sänger ausstößt etwas diffuser zu gestalten, damit diese nicht gezielt auf die Membran auftrifft und Störgeräusche erzeugt. Schall sollte durch diesen nicht reduziert werden - wäre das der Fall, würde niemand mehr einen Popschutz vor das Mikro stellen :) Demnach wird dieser nicht viel gegen solche Geräusche helfen.
Die bittere Wahrheit ist leider, dass solche Geräusche nur hinterher beim Editieren entfernt werden können. Besonders Dinge wie das Schmatzen beim Öffnen des Mundes zum Einatmen können auf Dauer lästig sein.
Folgendes: Da dir dieses Problem nun aufgefallen ist, befürchte ich, dass du auch ein Stück weit zu sehr darauf sensibilisiert bist. Höre deine Vocalspur im Kontext mit den anderen Instrumenten und entscheide dann, ob diese Störgeräusche immer noch stören. In der Regel solltest du noch einmal NACH der Bearbeitung mit einem Kompressor rein hören, da dieser diese Geräusche zusätzlich hervor hebt. Wenn sie dann immer noch stören, heißt es: Schere auspacken und wegschnibbeln
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Hallo Fabian,
Danke für die Tipps!
Teil meines Problems dürfte wohl sein, dass mein Hauptinstrument Klavier ist und ich deswegen öfter mal Sänger/innen für ein Klavier/Gesangsduo begleite und aufnehme. Und in dieser Konstellation fällt es dann doch deutlich mehr auf, als in einem umfangreicheren Mix.
Bei Produktionen mit 30+ Spuren hast Du recht, da spielt es im Mix dann praktisch keine Rolle mehr. -
Hi, ich habe auch gerade eine Sängerin aufgenommen und hatte mit dem Problem zu tun. Aufgrund meiner Fehler bei dieser Aufnahme will ich das Ganze das nächste Mal wie folgt machen (zumindest wenns keine Live Aufnahme am Stück ist gut möglich): Nach der Aufname volle Bulle den Kompressor drauf hauen und einmal durchlaufen lassen, um zu prüfen ob mitten im Gesang ein Schmatzer ist, welcher nicht wegzuschnibbeln geht. Falls ja, direkt neu aufnehmen. Es gibt nichts ärgerlicheres als im Nachhinein einen Fehler zu entdecken den man nicht mehr ändern kann, bzw. die Aufnahme nicht nochmal machen kann...
ansonsten hilft wohl nur schnibbeln und fade-in`s :)
Gruß Andi
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Hallo @Andiii
ist es aber für den Künstler nicht extrem ärgerlich, wenn sie oder er den Take seines oder ihres Lebens singt, und du den wegen eines Schmatzers wegschmeißen möchtest? Der Kompressor sollte hier nicht zur "Schmatzer-Analyse" verwendet werden. Hier reicht es völlig aus, wenn er so arbeitet, wie er später in der Mischung arbeitet. Und höre auch hier die Vocals im Kontext mit den restlichen Spuren. Viele Schmatzer fallen dann schon gar nicht mehr auf. Außerdem sollte man sich nicht zu sehr verbeißen! Dem Otto-Normal-Zuhörer fallen 90% der Schmatzer nicht auf - außer sie sind wirklich extrem laut. Kleinere Lippenbläschen, etc kann man auch getrost ignorieren. Der - ich sag mal - (Zeit)Kosten - Nutzen Faktor ist natürlich auch zu beachten.
DAWs geben dir auch mehr als nur Schnitt und Fades als Möglichkeiten an die Hand: Mach dich mal über das "Stift"-Tool schlau! ;) In einer höheren Zoomstufe kannst du die Knackser und Schmatzer (die sehr kurz und mit klarem Ausschlag zu erkennen sind) auch einfach aus der Wellenform malen. Insider-Tipp: In Hörbuch-Produktionen werden 80% aller Schmatzer und Lippenbläschen aus der Wellenform gemalt. Das geht ziemlich gut und ist in der Regel wesentlich weniger auffällig ;)
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Hi Fabian,
Das ist natürlich immer relativ zu sehen, ich rede hier nicht über den Take des Lebens. Dass man nicht aufgrund von Kleinigkeiten einen super Take wegschmeisst versteht sich von selbst. Was allerdings sehr ärgerlich ist, wenn man im Nachhinein, nachdem der Kompressor drauf ist, merkt dass es ätzend schmatzt und es nicht rausbekommt.
Über das Stift Tool weiss ich in der Tat noch garnichts, vielleicht hat sich ja dann mein Problem ohnehin gelöst. Im Moment bin ich nur mit Schere unterwegs.
Gruß Andi
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Hi Andiii,
schneiden ist sicherlich aufwendig. Du kannst auch sehr einfach eine Volumens-Automation einzeichnen. Lass den Take laufen und markiere Dir mit einem einfach Marker die Stellen an dem du die Schmatzer weg haben möchtest.
Danach aktivierst du die Spur-Automation im Volumen. (Wenn noch nicht geschehen). Ich Cubase stellst du den Automations-Modus auf "Touch" ein. Und jetzt lässt du denTake laufen. Jedes Mal wenn du an einen "Schmatz-Marker" kommst ziehst du den Fader per Mausrad oder wie auch kurz vorher runter.
Wenn vorbei, Maus oder Regler loslassen. Die Automationsspur geht zum Ursprung zurück. Das war es eigentlich schon. Die Schmatzer sind ohne schneiden oder ähnliches weg. Dazu noch ein kleines Bild aus dem Cubase-Handbuch.
Gruß Andreas
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@FabianDombrowski:
Wie, 80% der Schmatzer werden aus der Wellenform gemalt? Davon habe ich noch nie gehört, dabei habe ich sogar bereits den HOFA Kurzkurs zum Thema "Vocals" abgeschlossen.
Da muss ich mich unbedingt mal schlau machen (Das Ganze wäre vielleicht auch ein spannendes Thema für ein Campus Tutorial-Video ). -
Falls jemand dieses Thema nachträglich liest, es gibt von Fabian ein Video im Campus, bzgl. diesem Thema. Da wird gezeigt, wie das mit dem Einzeichnen funktioniert.Empfehlenswert!
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Danke Andiii!
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Danke @Andiii für den Hinweis!
Ich finde das Video auch sehr gelungen. Die Vorgehensweise ist für mich zwar noch nicht ganz einfach umzusetzen, aber es erscheint mir sehr wertvoll eine zusätzliche Technik in der Hinterhand zu haben, wenn man bei Knacksern und Schmatzern mit Schneiden oder der Automation nicht weiterkommt.