Kopfhörer Mischung
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Hallo und guten Abend,
Viele werden wohl so wie ich am Anfang zu 90 % alles mit den Kopfhörern machen. Nun fängt ja da schon eine Diskussion an .-) welcher Kopfhörer wäre geeignet usw. …. aber das sei nun mal außer acht gestellt. Wir fangen bei den Punkt an das man sich für einen Kopfhörer entschieden hat.
Nun ich habe jetzt schon mehrfach gelesen das man seine Kopfhörer kennen muss.
Wie lernt man seine Kopfhörer kennen oder lernt den Sound auch zu beurteilen ???.
Jochen Sachse hat mal in einem Video gesagt „Lieber ein guter Kopfhörer als ein schlechter Raum.“
Da es aber auch Probleme gibt mit dem Kopfhörer zu Mischen ist mir auch bewusst, da man den Sound anders wahrnimmt.
Dafür gibt es ja diverse Plugins die im Kopfhörer einen Raum simulieren sollen.
Hat jemand Erfahrung damit ??
oder was haltet Ihr überhaupt von so etwas ??
und wäre es nicht einfach möglich im Master ein REVERB einzubauen und so ein Raum zu Simulieren ??.
Grüße und weiteres frohes Lernen
Daniel
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Hallo Daniel,
Man könnte wahrscheinlich seitenweise über die Vor & Nachteile vom Mischen auf Kopfhörern diskutieren, ich möchte aber lieber zwei Plug-ins nennen, die mir bei der Arbeit mit Kopfhörern sehr geholfen haben:1. Sonarworks Reference
http://sonarworks.com/headphones/overview/Dieses Plugin für den Masterausgang bietet Frequenzkurven für eine große Anzahl von Kopfhörermodellen, was dazu führt, dass die Wiedergabe über Kopfhörer während des Mischens sehr linear wird (wahrscheinlich linearer als die meisten Räume). Sollte Dein Modell nicht in der Liste der unterstützten Kopfhörer sein, kannst Du es auch für eine Gebühr individuell vermessen lassen (nicht vergessen das Plugin am Ende vor dem Mixdown wieder zu deaktivieren ;-)).
2. Das zweite Problem was Du ansprichst betrifft wohl das sogenannte "Crossfeed": Wenn Du ein Signal 100% auf eine Seite pannst hörst Du es über Kopfhörer wirklich nur auf dem einen Ohr, während man es bei der Abhöre über Boxen natürlich trotzdem auf beiden Ohren hört. Um dieses Verhalten zu simulieren gibt es so einige Software und Hardwarelösungen, die Meinungen über diese Simulationen dürften allerdings vermutlich etwas auseinandergehen. Recht beliebt und günstig ist das Plugin "TB Isone": http://www.toneboosters.com/tb-isone/ für 19.95, aber Du kannst auch bis zu 1400 Euro in einen Kopfhörerverstärker wie den SPL Phonitor investieren. ;-)
Abschließend sei noch gesagt, dass ich trotz all dieser Dinge raten würde, den Mix regelmäßig über Boxen gegenzuhören. Es lohnt sich meines Erachtens übrigens sehr, in die Akustik des Raums zu investieren. Die Mitarbeiter von HOFA Akustik sind sehr freundlich und erstellen Dir unverbindlich und kostenlos eine Akustikplanung für Deinen Raum. Ich habe nur ein paar Änderungen vorgenommen und die Unterschiede sind jeden Euro wert.
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Wie man seine Kopfhörer kennen lernt, ist eigentlich das gleiche, wie man auch Boxen/Räume kennen lernt: Du musst viel Musik drauf hören. Am besten Musik, die du schon lange kennst, und weißt wo jeder Ton sitzen muss.
Ich selbst habe nicht so gute Erfahrung mit "Raumsimulation" gemacht und mich lieber darauf eingelassen, dass es auf Kopfhörern nun mal anders klingt. Das hat meiner Meinung auch den Vorteil, dass du sehr feine Details hören kannst. Durch eine Raumsimulation kommen wieder Reflexionen hinzu, die das Hören u.U. erschweren. Aber das ist wie gesagt meine persönliche Erfahrung. Damit selbst Erfahrungen zu machen, kann denke ich nicht schaden ;)
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Danke für eure Antworten .
Ja das Plugin von Sonarworks hab ich mir gleich mal angeschaut und ein wenig im Analyser verglichen was passiert,
Als erstes hab ich festgestellt das es den output um -15db senkt.
Des weiteren fällt auch auf das im Frequenzgang was verändert wird.
Stellt sich für mich die Frage brauch man so was wirklich ist es noch sinnvoll gerade dann wenn so wie du schreibst das PLUGIN am MIXDOWN ausgeschaltet werden soll, dass verändert doch dann wieder alles.
Ich hab mir nach dem Plugin Test mal ein EQ genommen und siehe da fast das gleiche Ergebnis.
Ich denke auf eine Raumsimulation kann man wirklich verzichten oder führt dann doch zur verwirrung.
Das TB Isone Plugin ist für mich auch nicht wirklich das ware weil auch hier viel mit den Frequenzen passiert mit etwas Reverb usw. ....
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Hier wäre villeicht auch noch TONE2 AkustiX zu nennen.
https://www.tone2.com/html/akustix.html
Ich hab es damals in der BEAT für umsonst bekommen und ganz vergessen das ich das auch noch hab.
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Ich erkläre das Prinzip des Plugins mal an einem Beispiel:
Wenn Du z.B. einen Beyerdynamic T90 Kopfhörer zum Mischen nutzt wirst Du feststellen, dass dieser in den Höhen überhaupt nicht linear ist ( "Beyerpeak"). Sprich, Frequenzen um 9KHz hören sich so an, als wären Sie deutlich angehoben worden (ich habe die genauen Werte jetzt nicht im Kopf, man kann es sich hier anschauen: http://en.goldenears.net/13369).
Wenn Du nun eine perfekt aufgenommene Hi-Hat aus der HOFA-Praxismischung bearbeitest, denkst Du Dir vielleicht "Oh, dieses Hi-Hat klingt viel zu hart und scharf". Tatsächlich ist die Hi-Hat aber eigentlich super, nur hebt Dein Kopfhörer wie gesagt eben bestimmte Frequenzen an.
Und jetzt kommst Du vielleicht auf die Idee, die Spur mit einem EQ zu bearbeiten und die Höhen abzusenken, damit sie über Deinen Kopfhörer besser klingt. Wenn Du am Ende aber Deine Praxismischung einsendest und die Tutoren bei HOFA Deinen Mix in einem akustisch optimierten neutralen Raum anhören bekommst Du eventuell als Feedback "zu wenig Höhen auf der Hi-Hat Spur", weil Du sie ja in der Mischung abgesenkt hast damit es über Deinen Kopfhörer besser klingt.
Um das zu verhindern kannst Du entweder das Plugin benutzen um diesen Versatz während des Mischens auszugleichen (im Prinzip hast Du recht, es ist ein EQ, wobei Du da halt selber auf die passende Frequenzkurve kommen müsstest. Deswegen muss es auch vor dem Mixdown raus, weil es nur dafür sorgt, dass Dein Kopfhörer während des Mischens sozusagen neutral "kalibriert" klingt).
Selbstverständlich muss man so ein Plugin nicht benutzen, Du kannst auch Deinen Kopfhörer besser kennenlernen und das durch Erfahrung ausgleichen, was aber im Endeffekt bedeutet dies, dass Du die ungefähre Frequenzkurve Deines Kopfhörers beim Mischen im Hinterkopf behalten solltest. Manche Leute arbeiten z.B. auch gerne mit Referenzkurven im Analyser um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.
Was jetzt der beste Ansatz für den individuellen Workflow ist muss jeder für sich selbst entscheiden.