Sammlung: Besondere Mixe und Songs
-
Da habe ich mir gedacht, dass hier vielleicht ein Sammelthread witzig wäre, in dem man spezielle Mixtechniken, Auffälligkeiten oder vermeintliche Fehler von bekannten Bands austauschen kann.
Als ich letzte Woche den neuen Ärzte Song "Noise" gehört habe, sind mir direkt die Becken aufgefallen, und zwar für meinen Geschmack eher negativ.
Im Refrain "beamen" oder pumpen die Becken etwas nervig durch die Gegend. Kenne das noch bischen von alten Punkaufnahmen, bei denen das Mikro wohl ungünstig positioniert wurde, oder zu viel Kompression verwendet wurde.Was haltet ihr vom dem Song. Nervt das mit den Becken nur mich? Da da Profis am Werk waren, gehe ich mal davon aus, dass das gewollt ist/war.
-
und als positives, interessantes Beispiel: 100 Days von Sharon Jones & the Dap Kings.
ist mir fürher nie aufgefallen, aber die haben nach alter Retro Manier die Drums links gelegt und Bläser rechts. Dabei ist die Band an und für sich neuer, spielen aber halt so 60s Soul Sachen. -
Zu "Noise": Jo, die Becken sind irgendwie gekürzt (evtl. auch reverse und passend geschnitten?).
Falls ich das künstlerisch interpretieren müsste fände ich es aber einen interessanten Bezug zum Songtitel "NOISE", weil die Becken eben nicht mehr so klar identifizierbar sind, sondern wirklich eher "Noise" darstellen.
Zu"100 Days, 100 Nights": Oh Gott, das erinnert mich an den HOFA Vintage Kurs. Wie Du sagst ist das natürlich ein Verweis auf den traditionellen Mixingstil für das gespielte Genre. Ich persönlich mag dieses Hard-Gepanne ganzer Mix-Sub-Gruppen ja nicht besonders und bin froh, dass sich die Mixingtechnik dahingehend weiterentwickelt hat.
Gerade auf einem Kopfhörer irritiert das im Vergleich zu den heutigen Hörgewohnheiten doch etwas. Bei den alten Beatles Songs mit dem Hard-Panning, höre ich über Kopfhörer sogar lieber die Mono-Mixes, aber das ist natürlich Geschmackssache. Für einen echten "Retro-Mix" ist das natürlich ein sehr prägnantes Stilmittel. -
Mein Beispiel: Im Song "Jein" von Fettes Brot gibt es ab ca. 1:50 folgende Stelle:
"Es erscheinen Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter
Engel links, Teufel rechts: Lechz"
Die danach folgenden Zeilen von Engel und Teufel sind jeweils passend hart auf entgegengesetzte Seiten gepanned, weil sie ja laut Text auf verschiedenen Schultern des Protagonisten sitzen und daher von links und rechts zu ihm sprechen.
Ich habe den Song vor meinem HOFA-Kurs bestimmt unzählige Male gehört, aber es ist mir erst danach aufgefallen und ich fand es saucool.
Meines Erachtens ist das ein Paradebeispiel dafür, wie man als Audio-Engineer inhaltliche Aussagen eines Songs mixingtechnisch unterstreichen kann. -
@tobias sagte:
tens ist das ein Paradebeispiel dafür, wie man als Audio-Engineer inhaltliche Aussagen eines S
War mir auch bislang auch nich aufgefallen.
Aber ist da jetzt etwas verkehrt in dem Beispiel? ich höre den Engel und Teufel genau umgekehrt angeordnet
Höre jetzt allgemein vielmehr Sachen heraus. Kommt wohl langsam mit dem analytischen Hören. Insofern es fremde Tracks sind :-)
-
@grimmels-diego sagte:
ich höre den Engel und Teufel genau umgekehrt angeordnet
Ich denke es liegt daran, dass man oftmals einen Mix aus der Zuschauerperspektive aufbaut. Wenn der Rapper also z.B. auf der Bühne steht hört man aus dem Publikum den Engel auf der linken Schulter von rechts.
Man könnte es natürlich auch anders machen, daher haben ja z.B. viele Piano Libraries einen Schalter für Audience/Performer Perspektive der sozusagen rechts und links vertauscht. -
Eine schöne Idee, dieser Thread, zu dem ich auch gern ein paar Bemerkungen mache:
- Zu dem Ärzte Song "Noise": Ich denke, die Idee war hier, durch die Becken das Panorama weit aufzumachen, entsprechend starkes Panning oder Automation, damit/wodurch so ein Ping-Pong-Effekt entsteht. Damit er wahrnehmbar ist, muss die "Decay"-Zeit der Becken verkürzt werden, sodass sie nicht gegenseitig ineinander rauschen, vermutlich dann mit einem Gate? In diesem Sinne nehme ich das tatsächlich etwas anders wahr als Tobias, empfinde es aber auch als eine seltsame Unruhe im Mix wie Diego. Einen Versuch es als künstlerische Überlegung des Mischers auszulegen: Der Song spielt ja mit der Zweideutigkeit der Phonetik des Wortes "Noise" (Lead Vocals: "Es ist Zeit für etwas Neues..." / Backing Vocals: "Zeit für etwas Noise..."). Das flattrige Links-Rechts der Becken könnte dann also auch als ein Versuch zu verstehen sehn, eine akustische Kaninchen-Ente-Illusion (https://de.wikipedia.org/wiki/...) zu erzeugen, die mit der "Doppelgesichtigkeit" der Phonetik des Songtitels korrespondiert. Ob das Klanglich überzeugt oder eher irritiert ist wohl eine Geschmacksfrage. Etwas verwackelt wirkt es schon, finde ich auch. (Es hört sich übrigens sehr unterschiedlich an, je nach dem, wie ich den Song anhöre: Over-Ear (K712) sind die Becken deutlich distinkter im Ping-Pong-Spiel, In-Ear (Apple) verschmieren sie ziemlich und wirken eher pumpig).
- Zu "Jein" von Fettes Brot: Stimmt, die Links-Rechts-Sache ist seitenvertauscht. Vielleicht wollten die Künstler/Mixer eine zu aufdringliche Identifikation der Zuhörer mit dem Inhalt vermeiden.
Ein etwas merkwürdiges Beispiel hätte ich auch noch:
- Bei dem Song "Keep Moving" von Jungle gibt es eine seltsame Lautstärkedynamik in dem Refrain, und zwar immer bei den Versen "I won't take it much longer" und "Thanks for making me stronger" (im Song ab 1:02 bzw. 1:38). Da geht jeweils immer an Anfang (also bei "I" bzw. "Thanks") die Lautstärke kurz hoch und gleich wieder runter, wie durch Fader-Riding oder einen Kompressor. Allerdings nur, wenn man den Song auf Dolby Atmos (Apple Music) hört. Bei dem Video auf Youtube zum Beispiel höre ich das nicht so (da kommt es später, weil hier das Intro mit dabei ist). Hört ihr das auch so? Handelt es sich vielleicht um ein Dolby Atmos Artefakt? Wie kommt das zustande? Oder arbeitet das IPhone auf Dolby Atmos hier einfach komisch?
-
@alexanderfriedrich
Auf dem Youtube Video und bei Spotify kann ich das über meine Abhöre so nicht hören.
Wobei die "I" wenn sich darauf achtet doch schon recht rausstechen. Aber wenn man sich auf etwas fixiert hört man das wohl bald heraus.
Beim "thanks" dünkt mich so nichts speziell.
Dolby Atmos kann ich nicht gegenhören. Wäre schon interessant zu wissen woher das kommt und ob das andere auch so hören.