@darian
Hi Darian,
hey, alles ist gut :-) Was meinst Du, wieviele Mixe ich schon verdengelt habe, egal ob mit nem EQ, nem Kompressor oder den anderen zauberhaften Plugins, die man sich im Lauf der Zeit zulegt.
Ich ein wenig irritiert, denn Du schreibst ja, dass sich Dein Mix in Deinen Ohren gut anhört. Dann ist doch alles tutti... man muss ja nicht unbedingt einen EQ einsetzen, die anderen Plugins/Geräte ebensowenig.
Aber ich vermute mal, dass der Mix für Dich schon ok klingt, Du aber vermutest, dass er besser/anders klingen kann/soll, weil Du ja noch gar nicht mit dem EQ beigegangen bist oder weil es ja nicht sein kann, dass man einen Lektionsmix mehr oder weniger unbearbeitet hochlädt ;-)
Sowas kenne ich. Also einen EQ und mindestens einen Kompressor muss man doch irgendwo einsetzen ;-)
Bei mir war das anfangs so, dass ich irgendwo aufgeschnappt hatte, dass man zunächst fast alle Spuren mit einem Lowcut bearbeiten sollte, damit der Bassbereich aufgeräumt wird. In Folge hatte sich bei mir in den Mixes der Mitten- und Hochmittenbereich schnell immer mehr verdichtet. Um das halbwegs wieder hörbarer zu machen, dreht man schnell mehr Bass hinein und schraubt auch noch an den Höhen. Die verlorenen, gecutteten Bereiche bekommt man damit aber nicht mehr zurück. Alles hört sich dann recht blechern bis grell an, zuviel Bass - zu wenig Druck, keine Wäre. Das Schlimme ist, dass man sich gerade in der Anfangszeit bei längeren Sessions die ganze Mischpoke schön hört, also erst am nächsten Tag mit frischen Ohren hört, was man da in der nächtlichen Sitzung verbrochen hat.
Deshalb: immer wieder die Ohren mit einem Referenzmix aus dem Genre neutralisieren und anfangs gerade beim Eqing kurze Sessions einlegen.
Grundsätzlich gehe ich an einen neuen Mix, indem ich grob die Lautstärkenverhältnisse und das Panning anpasse; noch kein EQ, kein Kompressor oder Effekte etc. Diesen Grobmix höre ich mir erstmal genau an und achte darauf, alle Signale mehr oder weniger gut zu hören sind.
Im ersten Schritt bei der Bearbeitung einer Einzelspur mit dem EQ schau ich dann schon danach, ob gerade im Tiefmitten/Bassbereich irgendetwas rumpelt oder sich in den Höhen irgendwas tummelt, was da sicher nicht hingehört und durch die Aufnahme oder sonstwie in der Spur gelandet ist. Das entferne ich... allerdings eher vorsichtig.
Wenn ich dann beim weiteren Hören merke, dass irgendwo etwas wummert, blechern klingt, ins Ohr schneidet o.ä., dann schaue ich, welche Spuren bzw welche Signale da gerade 'aktiv' sind. Diese Tracks höre ich mir dann mal solo und wieder in Summe an, um besser beurteilen zu können, ob jeweils alle Frequenzen des Signals für die Rolle im Mix wichtig sind, oder evtl. bestimmte Frequenzbereiche ausgedünnt oder gar ganz entfernt (Low/Highpass) werden können, ohne das der Instrumentenspur etwas Wichtiges im Mix fehlt.
Hierbei EQe ich vornehmlich beim Hören der Summe, denn genau so soll das Signal ja auch funktionieren... eben nicht Solo.
Es gibt natürlich auch Resonanzen, die an sich störend bzw überbetont sind. Die kann man durch Hören und mit einem Analyzer identifizieren. Dann gibt es auch Teilüberlappungen wie zB bei Kick/Bass, bei der man einzelne Frequenzbereiche mit dem EQ bearbeitet, um jeweils vornehmlich ein Signal in dem Bereich prominenter zu machen (eine Kick hat idR halt ein paar feste Frequenzanteile, die der Bass nicht auch noch gleichzeitig ausgeprägt belegen sollte).
Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl bzw Gehör für das Ganze und trifft schneller den Bereich, der bearbeitet werden sollte. Und mit dem EQing eines Signals kommen oft gleich andere auf einmal besser zur Geltung, das ist ja der Sinn des Ganzen. ;-)
Ich persönlich entferne mittlerweile zunächst grundsätzlich mit dem EQ, einfach aus dem Grund, weil ich damit das Signal eher leiser mache und somit viel besser beurteilen kann, was durch die Bearbeitung an sich im Mix oder in der Gruppensumme tut. Das Anheben von Frequenzbereichen erhöht auch immer den Pegel, so dass ein Signal sich allein dadurch schon besser durchsetzt... obwohl die Anhebung eigentlich gar nicht nötig oder korrekt war. Das ist allgemein eine Falle bei den meisten Plugins, häufig wird der Pegel dadurch angehoben und schon meint man, das Richtige gemacht zu haben. Außerdem funktioniert unser Gehör ja auch etwas eigenartig, denn durch das Entfernen von Anteilen z.B. im 200-300Hz-Bereich wirkt ein Signal auf einmal "luftiger" und klarer. Man kann also durchaus durch Entfernen scheinbar etwas an anderer Stelle hinzufügen. Das ist dann im Mastering sehr interessant, wo man meist das Summensignal bearbeitet und oft durch einen kleinen Cut für das Ohr an anderer Stelle scheinbar eine Anhebung bewirkt.
Gut, abschließend gibt es aber auch immer wieder Signale/Tracks, die wirklich mehr Höhen/Glanz, Mittenanteil oder Bass vertragen können und die man dann durch EQs oder Sättigung etc. mit dem Nötigen versorgen kann - wenn dafür an Stelle im Frequenzspektrum und der Stelle im Song denn noch Platz ist.
Ich bin mal gespannt, was andere zu Deiner Frage schreiben. Da gibt es sicher unterschiedliche Ansätze und Meinungen. Wichtig ist zunächst 'Weitermachen' und die Lektionen einsenden. Hilfreich ist oft auch ein kleines Readme zum Mix mit Anmerkungen bzgl der Bearbeitung und konkreten Fragen zu erstellen. Ich habe eigentlich immer freundliche und hilfreiche Rückmeldungen dazu bekommen.
Beste Grüße,
Klaus