Mixing Engineer replacement iZotope Neutron ?
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Hallo zusammen,
irgendwie scheint mir dieses Plugin kontraproduktiv zu einem ordentlichen HOFA Fernstudium zu sein, aber ich riskiere die Frage trotzdem mal:
Hat's schon jemand ausprobiert ? Ist es Woodoo ? Hat es eine Daseinsberechtigung ? Erfahrungswerte ? Kommentare ?
Viele Grüße
Sven
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Gute Frage! Würde mich auch interessieren.
Aber ich bin da persönlich immer sehr skeptisch. Es geht ja letztlich auch immer stark um die persönliche Note die ein bestimmter Engineer der Produktion gibt.
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Mir leuchtet der Sinn dieser Software nicht ein. Ich habe nur ein Video der Entwickler gesehen und selbst in diesem wurde zugegeben, dass die automatischer Erkennung und Bearbeitung nur ein Ausgangspunkt sein kann und nicht 1:1 übernommen werden sollte.
Wenn ich aber als Benutzer selber gut genug sein muss zu beurteilen, ob die Ergebnisse der Software brauchbar und passend sind, kann ich es ja auch gleich alleine machen.In letzter Zeit gibt es ja zunehmend diese Idee von automatisierter Bearbeitung, z.B. automatisiertes Mastern durch Software bei diversen Online-Diensten. Die Ergebnisse sind praktisch immer schlechter als die eines menschlichen Engineers.
Man könnte jetzt argumentieren, dass so eine Software für Leute geeignet ist, die überhaupt keine Ahnung vom Mischen haben. Diese Benutzer können dann aber nur kritiklos die Ergebnisse der Software übernehmen, egal ob es gut passt oder nicht.
Grundsätzlich finde ich den Ansatz schon spannend - vielleicht können Computer irgendwann in der Zukunft durch Algorithmen wirklich "besser" automatisiert mischen als ein Mensch. Bisher sind wir aber meines Erachtens noch ziemlich weit weg davon.
Abschließend noch ein Beispiel zum Thema Intonationskorrektur: Automatisierte Intonationskorrektur wie Autotune gibt es schon seit 1996. Nun sind 20 Jahre vergangen und womit werden heutzutage am häufigsten die Vocals korrigiert? Von Hand mit Melodyne, weil die individuelle Bearbeitung einfach immer noch die besten Ergebnisse liefert. -
Moin zusammen,
also ich habe es mir angetan und gestehe ich bin recht angetan! ... Natürlich hilft es nur (!) wenn man auch ein wenig nachvollziehen kann was da genau passiert. Aber die Presets sind m.E. richtig gut und man lernt sogar noch bissl was dazu ... übernehmen musst du nix davon, aber die Vorschläge bis dato bei zwei Songs von mir mit ausschliesslich NEUTRON und einen Limiter in der SUMME hört sich recht knorke an und hat exakt 47min gedauert inkl. einarbeiten ! ... Klar machen das Profis anders und bestimmt besser - aber auf die Schnelle mal jemanden "Glücklich machen" geht tatsächlich gut.
Nur noch damit mischen will ich nicht, aber Spaß macht's riesig!
Tschöööö mit Ö
Carlos
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Nachdem im Internet einiges positives Feedback aufgetaucht ist habe ich es mal selber ausprobiert und kann Folgendes sagen:
- Ein Grundproblem scheint darin zu liegen, dass der Trackassistant nur 4-10 Sekunden Playback analysiert. Je nachdem wo ich im Song die Wiedergabe gestartet habe, bekam ich also andere Einstellungen angeboten.
1) Erster Versuch: Eine ganz simple Klavierballade bestehend aus Vocals & Piano: Die Vocals waren in Ordnung, zwar nicht so wie ich sie bearbeitet hätte, aber doch akzeptabel. Ganz anders das Piano: Meine Kompressoreinstellungen führen zu ca 4-5 dB Gain Reduction. Die Software hat aber darauf bestanden, das Piano bis hin zu 16 dB GR zu komprimieren. Das Piano war also nicht nur komplett platt, sondern es gab wirklich häßliche hörbare Kompressionseffekte. Ergebnis: Komplett unbrauchbar.
2) Zweiter Versuch mit einem relativ minimalistischen Ambient Track: Hier hat es ein paar Mixentscheidungen getroffen, die einfach zeigen, dass es den musikalischen Kontext nicht versteht: Ich habe im Song z.B. einen tiefen Pad-Sound verwendet, der als eine Art Bass dienen soll. Während ich die Höhen mit einem Shelf deutlich abgesenkt hatte, wollte Neutron diese anheben, was als Solo-Sond vielleicht in Ordnung geht, aber im Mix nicht mehr funktioniert.
Auf der anderen Seite hat es einen einzelnen Piano Track richtig gut EQed, da war ich beeindruckt, weil es eine Überbetonung bei ca. 500 Hz entdeckt hat, die ich auch als problematisch identifiziert hatte. Außerdem hat es noch ein gut klingendes leichtes Low-Shelf im Bassbereich vorgeschlagen, dass ich so nicht in Erwägung gezogen hatte.
Ich verstehe, warum Carlos das Ganze lustig findet, es macht schon Spaß einfach mal herumzuprobieren was der Assistent so vorschlägt und vielleicht landet er ja hin und wieder mal einen "Treffer". Wer gut Englisch spricht kann sich übrigens auch einen längeren Thread mit vielen Meinungen bei Gearslutz durchlesen. Interessant finde ich, dass vielen User das "Track Assistant" Funktion gar nicht so wichtig ist, und viel mehr der Channel Strip an sich positiv bewertet wird und Dinge wie die "Masking" Anzeige gelobt werden:
https://www.gearslutz.com/board/aes-2016-los-angel...
Für mich persönlich ist das Plugin im normalen Workflow nichts, und die Track Assistant Version halte ich für sehr unzuverlässig. Wer einen aktuellen Channel Strip sucht, kann es sich ja mal anschauen und wie immer gilt: Einfach selber runterladen und die Trial-Verson antesten.
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@tobias - sehe es ähnlich ..- Trackassistant mag für die Stelle der 4-10s ganz gut funxen .... selber track an späterer Stelle und zack ändert sich alles ein wenig.
ABER, trackassistant beiseite - die Presets sind m.E. Schon recht hilfreich als Startpunkt - tweaken ist bis jetzt immer bissl nötig gewesen!
Spatz machtz trotzdem
Carlos
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Ich hab nochmal ein paar Erfahrungsberichte gelesen und weiter mit dem Plugin rumgespielt und noch folgendes festgestellt:
- Andere User bestätigen die beschränkte Analyse auf 4-10 Sekunden, es findet also kein komplettes Offline-Processing wie z.B. beim IQ-Analyser statt.
- Auch wenn Neutron auf anderen Spuren geöffnet ist nimmt die Software KEINE Rücksicht auf den Frequenzverlauf anderer Spuren, bzw. des gesamten Mixes. Das bedeutet wenn man z.B. den Bassbereich mit mehreren Spuren überlädt wird Neutron dieses Problem nicht lösen, sondern jede Spur unabhängig für sich bearbeiten.
- Um überlappende Frequenzbereiche zu bearbeiten gibt es eine Masking-Anzeige, bei der der Frequnzverlauf von zwei Spuren und die jeweiligen Überlappungen angezeigt werden. Gleichzeitig kann man beide Spuren im selben Fenster mit dem EQ bearbeiten. Im Prinzip könnten man das auch mit dem IQ-Analyser und zwei Instanzen des IQ-EQ machen, hier hat man halt alles in einem Fenster was teilweise als Vorteil gesehen wird.
Das Handbuch weist übrigens ausdrücklich darauf hin, dass nicht alles "Masking" automatisch unerwünscht sind - hier muss also der Audio Engineer entscheiden. - Das Dynamikmodul mit Erkennung finde ich nicht besonders beeindruckend, hier wird m.E. oftmals zu viel komprimiert. Das klingt im ersten Moment gar nicht schlecht, bis einem dann auffällt, dass die Dynamik ziemlich hin ist und der Song nur dahinplätschert.
- Nach weiteren Tests muss ich allerdings gestehen, dass die EQ-Sektion in Verbindung mit dem Exciter manchmal doch verblüffend gute Ergebnisse liefert. Die dabei entstehenden Kurven sind für mich teils nicht wirklich offensichtlich - einzelne Bänder werden z.B. dynamisch bearbeitet. Ich habe mal einen Vergleich gemacht und einige Spuren hat das Ding doch tatsächlich "schöner" EQd als ich. Es ist scheinbar sehr gut darin, Resonanzen automatisch zu entdecken.
- Wer die "Advanced" Edition hat, kann die EQ Sektion auch als einzelnes Plugin nutzen. In diesem Fall gibt es dann eine "Learn" Funktion, die ein paar Frequenzbänder vorauswählt, ohne diese anzuheben oder abzusenken. Da spart man sich unter Umständen Zeit diese mit dem Analyser zu suchen.
- Nachteil: Für die Zeitersparnis muss man dann natürlich auch die mitgelieferten Effekte benutzen oder halt alle Einstellungen in seine Lieblingsplugins übertragen, was den Zeitvorteil aber evtl. wieder zunichte machen würde.
- Die EQ-Sektion könnte ich mir als Lern-Werkzeug vorstellen: Erst die Spur selber bearbeiten, dann schauen was die Software vorschlägt und ob es besser klingt. Falls ja, dann vergleichen, wo die Unterschiede liegen, falls nicht einfach ignorieren. Oftmals ist es auch nur spannend z.B. ein einzelnes Band des Neutron-EQs zu übernehmen.
- Vorläufiges Fazit: Spannendes Konzept für die Zukunft bei der Frequenzbearbeitung, der Rest eher so lala. Jeder kann sich also beruhigt für den nächsten HOFA-Kurs anmelden, kein Audio-Engineer wird dadurch überflüssig.