Raumakustik beim Mischen
-
Hallo zusammen,
Die Raumakustik und die Abhörposition stellen bekanntermaßen grundlegende Punkte für den Mischprozess dar. Was sollte also bei der Ausrichtung der Abhöre und beim Abhörplatz im Raum beachtet werden? Wie sieht eure derzeitige Abhörsituation in Bezug auf die Raumakustik und die Position der Abhöre aus? Die wichtigsten Punkte, sowie Tipps und Tricks sollen in diesem Thread (gemeinsam) besprochen und diskutiert werden.
Wir sind gespannt! -
Im Grunde genommen wird die Aufstellung der Boxen (gleichseitiges Dreieck, im Sweet Spot sitzen, Akustikelemente, etc). ja gut im Kurs erklärt. Zwei Punkte, die für mich persönlich besonders wichtig waren:
a) Einfach zu bewerkstelligen aber mitunter große Wirkung: Boxen nicht direkt auf die Schreibtischplatte stellen. Ich habe mir ein paar Tischstative besorgt, so dass die Boxen auch wirklich auf Ohrhöhe und entkoppelt sind.
Reflexionen von der Tischplatte entfallen nun und es wird auch kein Körperschall mehr über die Tischplatte übertragen. In meinem Fall hat sich der Sound dadurch so stark verändert als hätte ich neue Boxen gekauft. Klar, jeder Raum ist anders, aber man kann es ja einfach mal ausprobieren in dem man sich ein temporäres Stativ bastelt (z.b: Bücherstapel mit weicher Unterlage, etc.) um zu sehen ob es sich lohnt.
b) Boxen optimalerweise 1m von der Wand weg: Das finde ich leider immer ein bißchen problematisch, wenn man ein Heimstudio betreibt. Bei mir steht der Tisch z.B. aus Platzgründen direkt an der Wand, so dass es mit dem Meter Abstand für die Boxen schon schwierig wird. Ich habe jetzt einen Kompromissabstand und ziehe die Boxen dann noch zur "Endkontrolle" nach vorne an die Tischkante. Leider macht das wirklich einen gehörigen Unterschied, vor allem im Bassbereich... -
@Tobias: ...
zu b) - yep, volle Zustimmung - im Homebereich mal den Tisch und Monitor in die Mitte platzieren ist in der Tat nicht immer möglich. Was ggfs. helfen kann ist ein paar (ordentliche) Absorber hinter den Tisch/Monitore platzieren ... sollte zumindest helfen, wenn auch nicht die perfekte Lösung, aber wer hat die schon @home - ich könnte die beste akustische Lösung haben, und doch happerts zumeist an meinen Ohren und dem Verständnis drumrum ;-)
Grüssle,
Carlos
-
Das sind schonmal gute Tipps, die ihr hier gebracht habt. Eine meist einfach umsetzbare Möglichkeit z.B. die Ortung im Stereopanorama zu verbessern, ist, die Symmetrie. Wenn die seitlichen Wände gleich weit von linker und rechter Box entfernt sind, fällt es euch schon leichter, Panoramapositionen zu bestimmen und einzustellen. Wenn ihr dann noch die Erstreflexionspunkte mit Absorbern abdeckt, dann geht ihr schonmal den richtigen Schritt in die richtige Richtung.
Was sind denn so eure größten Probleme im Homestudio?
-
Bei dem Abstand zur Wand gehe ich auch voll und ganz mit. Ich habe meine Boxen in einen 60 Grad Winkel angeordnet. Das bedeutet der Abstand beider Boxen zueinander und der Abstand von einer Box zum Sweetspot sind bei mir gleich lang. Auch stehen die Boxen auf Entkopplungsmatten. Einen großen Fehler habe ich gemacht: Ich habe 5 cm dünnen Schaumstoff hinter mich gehängt weil ich damit Erstreflexionen bedämpfen wollte. Leider dämpfe ich nur die Höhen damit. Mein Fazit also lieber etwas länger sparen und nur 2 Module kaufen, dafür aber sinnvoll aufhängen und doppelten Effekt erzielen :-)
Wobei ich eine Anmerkung machen muss... Das meine Boxen danach wie neu klingen kann ich nicht bestätigen. Das Panorama wird besser analysierbar oder die linke Box klingt nicht mehr bassiger als die rechte, aber die eigentliche Veränderung sehe ich eher in den Messungen als dass es hörbar wird. Im Prinzip ist das wichtigste seine Umgebung und Equipment zu kennen.
-
Für mich ist auch (noch) der fehlende Platz ein Problem, um die Boxen optimal aufzustellen. Ich habe vom Proberaum noch ein paar Absorber für die Seiten übrig, die tatsächlich einiges am Klang verändert und verbessert haben. Bassfrequenzen sind mein übliches Problem, doch mir fehlt noch etwas Kleingeld um da was zu ändern ;)
-
Was mich interessieren würde: Hat jemand Erfahrung mit Software zur Frequenzkorrektur (wie IK Mutlimedia ARC 2 oder Sonarworks Reference 3), bei der man einen Raum mit einem Meßmikrofon selbst vermisst und dann eine Frequenzkurve zur Korrektur erstellt?
Der Tenor in den meisten Tests scheint eigentlich weitgehend positiv zu sein, solange man es nicht als Wunderlösung betrachtet sondern ergänzend zur Raumoptimierung mit echten Akustikelementen nutzt.
Das Problem ist leider, dass man gerade ein Heimstudio nur bis zu einem gewissen Punkt einfach akustisch optimieren kann, insbesonders wenn der Raum im Alltag nicht nur zum Mischen dient.
-
Ich habe mir ein Behringer ECM8000 gekauft und die kostenlose Software REW (Room EQ Wizard) runtergeladen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen das ich damit sehr viel Zeit "vertrödelt" habe.
Eh man wusste wie man mit der Software umgeht (da musste erst mal ein Calibrationsfile angelegt werden usw) ist schon einiges an Zeit vergangen. Als ich dann endlich die ersten Messungen hatte ging es weiter mit der Auswertung. Wenn man wusste was die Probleme sind, hat man festgestellt: ja super... zu viel Bass und Tiefmitten und Höhen klingen zu schnell aus. Das ist im Endeffekt genau das was ich schon wusste, hätte mich in den 3 Tagen aber mit einen Mix beschäftigen können.
Worauf ich hinaus will: Wenn man einige Grundsätze befolgt und ein wenig mehr ausgibt für gute Absorber erreicht man viel. Das Ausmessen empfinde ich nach diesen Erfahrungen eher als Luxus wenn man wirklich professionell das ganze betreiben möchte oder wenn man sich bereits sehr lange mit diesen Thema auseinander setzt und das der Schritt zu Perfektion ist.
Wenn du bloß einen Überblick brauchst empfehle ich die den HOFA-Akustik Support. Ich habe ihn auch vor kurzen genutzt und hätte dadurch (wie schon erwähnt) Geld und Zeit sparen können ;-)
Beste Grüße
Chris
-
Ja, den HOFA-Akustik Support habe ich schon vor längerer Zeit kontaktiert und auch ein paar Bassfallen aufgestellt. Das hat auch sehr viel gebracht - bevor ich die HOFA Basstraps hatte war der Raum zum Mischen nahezu untauglich.
Nur sind der Bassbereich und die unteren Mitten halt leider immer noch etwas problematisch (bei einem relativ kleinen und suboptimalen Raum vermutlich auch kaum anders möglich). Klar, einen perfekten Frequenzverlauf hat man im Heimstudio selten, aber je besser die Abhörsituation, desto einfacher das Mischen. Denn selbst wenn ich weiß, dass in einem gewissen Frequenzbereich etwas nicht stimmt, ist es trotzdem nicht ganz so einfach einzuschätzen wieviel leiser ich da mischen muss.
Ein Teil des Problems ist vermutlich auch, dass man durch den HOFA-Kurs sein Hörvermöge so verbessert, dass einem Unzulänglichkeiten mit der Zeit mehr auffallen. Bevor ich bei HOFA angefangen habe fand ich den Klang meines Raumes total super...
Ich habe aber gesehen, dass es von Reference 3 eine kostenlose Trial-Version gibt und laut Tests soll der Messvorgang auch nur 20-30 Minuten in Anspruch nehmen. Ein Versuch schadet ja nicht. -
Also wir hatten letztens eine Messung bei einem Kunden der mit der Software von seinen Genelecs gearbeitet hat. Wie die Software genau heißt ist mir leider gerade entfallen. Jedenfalls haben wir da einmal mit der Software und einmal ohne gemessen und enorm gute Ergebnisse beim Frequenzgang festgestellt. Also wenn die Software anständig ist und auch die Messvorgänge sorgfältig durchgeführt werden, kann das durchaus einiges bringen.
Wie groß dabei der Zeitaufwand ist, ist wahrscheinlich auch abhängig von der Software, die man verwendet, allerdings wird der sich meiner Meinung nach in Grenzen halten.
-
Hallo zusammen,
wie kommt man denn an diese Calibration-File für das ECM8000 um diese in REW zu benutzen? .. oder ist diese spezifisch selbst anzulegen?
danke und Gruß,
Carlos
-
Die Kalibrierung musst du für dein jeweiliges Setup durchführen. Das ist also nicht für jeden gleich sondern hängt von der verwendeten Soundkarte etc. ab. Wie das genau funktioniert ist in der REW-Wiki gut erklärt. Den passenden Artikel findest du hier:
-
thaaaanks Mr. Übler
-
Ich habe viel gutes von Real Sound Lab gehört, die haben zur Messsoftware sowie Hardware oder Plugin. Wenn mein Studio fertig ist, werde ich diese Software mal testen.
Übrigens nicht alle "professionellen" Studio haben eine wirklich optimierte Räumlichkeit...... (Mit professionell meine ich hier Leute die davon leben.). In den meisten Studios hier in Bremen ist nicht viel optimiert.
-
Hallo zusammen,
Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung mit dem Bau meines Studios (Regie und Aufnahmeraum) folgendes sagen:
Wenn man eine (sehr) gute Akustik anstrebt, dann geht das nur mit individuellen baulichen Maßnahmen die vorher gut geplant und während dem Bau Schritt für Schritt nachgemessen werden. Das einfach nur "hinhören" ist viel zu subjektiv - man weiß ja nicht wie der Raum optimalerweise klingen soll. Zumindest nicht ohne Unmengen an Hörerfahrung. Zudem klingt es subjektiv nach einer sinnvollen baulichen Maßnahme immer gleich besser, was aber noch lange nicht heißt, dass es auch tatsächlich schon optimal ist.
Wenn dann Raumakustik und Aufstellung im Raum (auch sehr wichtig!) und am besten auch der Regietisch (Erstreflexionen) optimiert wurden, bringt eine DSP- oder Softwarelösung noch das letzte Quäntchen an Klang. Ich verwende hier Sonarworks Refernce 3 und bin sehr zufrieden damit. Pflicht bei der Korrektur mit Software ist aus meiner Sicht allerdings ein individuell kalibriertes Messmikrofon. Das ECM8000 hat gerne mal +/-5 dB Abweichung vom linearen Frequenzverlauf, was für eine Raumkorrektur mittels Software viel zu ungenau wäre.
Eine reine Korrektur mittels Software funktioniert m.M.n. nur sehr bedingt, weil die Software nur unzureichend in der Lage sein wird die Nachhallzeit im Raum zu verändern. Das ist leider physikalisch nicht so ohne weiteres möglich. Auch dann nicht, wenn sie außer dem Frequenzverlauf auch noch z.B. die Impulstreue korrigiert (wie z.B. Dirac Live).Mein Fazit: Wenn der Raum vorher baulich optimiert wurde, bringt auch Software noch zusätzlich einiges und muss nicht zu stark eingreifen, sodass auch negative Nebeneffekte der Filter (Phasenverschiebungen bzw. Pre-ringing bei Linear Phase Filtern) nicht ins Gewicht fallen.
Eine Nebenbemerkung noch zur Aufstellung der Monitorboxen: Ich und viele andere Kollegen aus dem recording.de Forum haben empirisch (mittels unzähliger Messungen) festgestellt, dass in kleinen Räumen (bei mir 4m Länge) eine möglichst wandnahe Aufstellung der Boxen einen glatteren Frequenzverlauf bewirkt. Der Grund dafür dürfte der SBIR-Effekt sein. Also nicht automatisch wandnahe Aufstellung ausschließen nur weil man das immer wieder überall liest. Nur eine Messung kann zeigen was Sache ist. Jeder Raum verhält sich akustisch nun mal anders und speziell kleinere Räume verhalten sich oft ganz anders als entsprechend große.
LG,
Markus -
Es trifft den Nagel auf den Kopf! Obwohl ich dem ECM8000 auch mit Kalibrierung nicht trauen würde... ;)
Die Wandnaheaustellungsmethode klingt interessant. Meine K&H haben für verschiedene Aufstellungen eine Bassabschwächung ist in meiner bisherigen schlecht optmierten Situation (Wohnzimmer mit wenigen Elementen) unerlässlich. Ab Februar soll mein Studio fertig werden, dann bin ich endlich erlöst. :D
Viele Grüße,
Sebi
-
@Sebi sagte:
Obwohl ich dem ECM8000 auch mit Kalibrierung nicht trauen würde... ;)
Naja, so schlimm wird das mit einer zuverlässigen Kalibrierung dann auch nicht sein. :)
Ich habe mich am Ende jedenfalls für das imgStageline ECM-40 mit der 0° und 90° Kalibrierung von hifi-selbstbau entschieden. Eigentlich wollte ich das miniDSP UMIK-1, weil da auch gleich der Preamp im Mikro sitzt und damit mitkalibriert werden kann.
Allerdings akzeptiert Sonarworks leider keine USB Mikros und Dirac Live ist mir erstens zu teuer und hat zweitens auf meinem Hackintosh probleme gemacht.
Nach Rücksprache mit den Herren von hifi-selbstbau sollte der Einfluss eines neutralen Preamps/Audiointerfaces (bei mir ein Focusrite Saffire) zwischen 50 und 16.000Hz vernachlässigbar sein. Unter 50 HZ beginnt irgendwo der Low-Cut zu wirken und über 16 kHz merkt man schön langsam das Anti Aliasing Filter. Zweiteres kann aber weitgehend verhindert werden indem bei 96 kHz samplerate gemessen wird.Die Kalibrierung von hifi-selbstbau soll übrigens sehr zuverlässig sein - sagt jemand der jetzt all seine Messmikros beim Eichamt kalibrieren (eigentlich eichen) lassen muss.
Viel Spaß noch beim Studioausbau. :)
LG,
Markus -
@oati sagte:
Ich habe mich am Ende jedenfalls für das imgStageline ECM-40 mit der 0° und 90° Kalibrierung von hifi-selbstbau entschieden
Yepp, Selbiges ist hier passiert
Beste Grüße,
Klaus
-
Habe das Sonar3 mal getestet, der Messvorgang war super nervig (zugegeben in einem sehr verwinkelten raum mit schlechten boxen) - da das programm meine mikrofonposition nicht richtig erkannt hat ..... Der Suport ist super, leider gibt es das playback plug in nicht für mac 0X 10.5, daher fliegts für mich raus. Kennt irgendwer eine derartige software für mac 10.5.8 für logic9/Live Intro ????
-
@Superwuz sagte:
@Tobias
Habe das Sonar3 mal getestet, der Messvorgang war super nervig (zugegeben in einem sehr verwinkelten raum mit schlechten boxen) - da das programm meine mikrofonposition nicht richtig erkannt hat ..... Der Suport ist super, leider gibt es das playback plug in nicht für mac 0X 10.5, daher fliegts für mich raus. Kennt irgendwer eine derartige software für mac 10.5.8 für logic9/Live Intro ????Du meinst du möchtest es Systemweit einsetzen, oder? Genau das mache ich mittels Apples hauseigenem Programm AULab http://www.dontcrack.com/freeware/downloads.php/id... ... dazu brauchts kein Playback Plugin.
Dort kannst du ganz einfach AU Plugins (also auch Sonarworks) laden, Eingänge und Ausgänge bestimmen und so das Reference Plugin überall laufen lassen. Bei mir läuft das ganze über einen Loopback der RME Totalmix FX Software. So etwas ähnliches gibt es ja bei den meisten Soundkarten (Saffire MixControl z.b. hat das auch). Wenn nicht müsstest du noch zusätzlich irgendein virtuelles AudioCable verwenden.
Sag einfach bescheid wenn du hilfe brauchst. Ich bin zwar auf El Capitan, aber es sollte wohl für 10.5. auch funktionieren.
Übrigens, bei mir war die Messung und auch Positionserkennung des Mikros völlig problemlos. Ich glaube das liegt sehr stark an der Grundakustik - wie ich ja in meinem obigen Post schon länglich ausgeführt habe.